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ACAT-Gründerin Magdalena Marx verstorben

Eine Stimme der Gefangenen und Gefolterten

In diesen Tagen trauern viele Menschen um eine ökumenisch engagierte Christin: Im Alter von 87 Jahren verstarb Magdalena Marx, zuletzt wohnhaft im Lüdinghauser Antonius-Haus.

Magdalena Marx ist mit 87 Jahren verstorben. Foto: privat

Lüdinghausen/NordkirchenIn den beiden Kirchengemeinden Lüdinghausens wie auch in St. Mauritius in Nordkirchen trauern in diesen Tagen viele Menschen um eine ökumenisch engagierte Christin: Im Alter von 87 Jahren verstarb Magdalena Marx , zuletzt wohnhaft im Antonius-Haus. Der Wortgottesdienst vor der Beisetzung findet am Freitag (17. Juli) – unter Einhalten der Corona-Bedingungen – statt, heißt es in einem Pressebericht.

In Nordkirchen hatte Marx zunächst lange mit ihrem Ehemann, Dr. Herbert Marx , ehemaliger Leiter der Kinderheilstätte, gelebt. Dort initiierte sie die Gründung des Pfarrgemeinderatsausschusses „Mission-Entwicklung-Frieden“ sowie ab 1980 einen „ersten kleinen Ableger“ der ökumenischen Initiative ACAT mit. Die Abkürzung steht für die „Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter“.

Verfechterin für Frieden

Für Frieden im ganz umfassenden Sinn zu wirken – dies verstand Marx als Tochter einer Französin und eines deutschen Romanistik-Professors mit den schlimmen Kriegserfahrungen in ihrer Kindheit als ihre besondere Berufung und Mission. So forcierte sie unter anderem die Ausbreitung der 1974 in Frankreich entstandenen ACAT-Bewegung im Münsterland. Und sie konnte sich darüber hinaus freuen über die Entwicklung der internationalen ACAT-Föderation. Anliegen der ACAT-Aktiven ist es laut Pressebericht, spirituell um Kraft für die Gefangenen und um Umkehr der Folterer zu beten sowie politisch die Haftbedingungen der von Misshandlung und Todesstrafe bedrohten Menschen in der Öffentlichkeit bekanntzumachen. Bei den Machthabern wollen die ACAT-Mitglieder für Entrechtete und Gefährdete brieflich „intervenieren“, heißt es weiter: „Mit vielen Vorträgen und Predigten hat Marx in ihren langen aktiven Jahren diese Anliegen – weit über das Münsterland hinaus – bekannt machen wollen und können.“

Vor 25 Jahren gehörte sie zu den ersten „Laien“, die Pfarrer Günther Grothe in St. Ludger zum Mitwirken beim Predigtdienst beauftragt hatte. Ihr war in den 1980er Jahren in Basel sogar der renommierte „Ökumenische Predigtpreis“ zugesprochen worden.

Leidenschaftliche Dichterin und Fotografin

In Lüdinghausen waren Marx und ihr Ehemann Gründungsmitglieder der „Arbeitsstelle Gerechtigkeit und Frieden“ sowie der örtlichen Pax-Christi-Gruppe. Beide hatten außerdem an mehreren Sommer-Begegnungen mit polnischen Gästen des Maximilian-Kolbe-Werks mitgewirkt. Diese Überlebenden von Auschwitz, Majdanek oder Dachau konnten gut mitfühlen, wenn „Pani Magdalena“ von ihren heutigen gefangenen „Schützlingen“ erzählte.

Das Team der 2017 nach 30 Jahren von Lüdinghausen in die Bistumsstadt Hildesheim umgezogenen ACAT-Geschäftsstelle schrieb in seinem Nachruf: „Familie Marx ließ das Leid der Gefangenen unmittelbar in ihren Lebensalltag hinein, indem sie über Jahre ihr Wohnzimmer als Büro für die ACAT zur Verfügung stellte.“

Was nur wenige wissen: Marx brachte ihre Freude an der Schöpfung mit ausdrucksstarken Gedichten zu Wort und fotografierte auch im hohen Alter noch gern in Lüdinghauser Parkanlagen sowie im Garten des St.-Antonius-Klosters.

 

Trauer um Magdalena Marx

Uns erreichte die traurige Nachricht, dass die Gründungsvorsitzende der ACAT Deutschland, Magdalena Marx, am Sonntag, dem 28. Juni 2020, verstorben ist. Mit ihrem Tod verlieren wir eine Persönlichkeit, die unseren Verein vom Beginn bis heute geprägt hat.

Die Erfahrung der Brutalität des Zweiten Weltkriegs hat in Magdalena Marx, geboren 1933, früh ein Bewusstsein für die Menschenwürde – aber auch für ihre Verletzlichkeit – entstehen lassen.

In der Überzeugung, dass Folter und Todesstrafe nach dem Willen Gottes nicht sein dürfen, bildete der Einsatz für die Menschenrechte den Mittelpunkt ihres Glaubens. Familie Marx ließ das Leid der Gefangenen unmittelbar in ihren Lebensalltag hinein, indem sie über Jahre ihr Wohnzimmer als Büro für die ACAT zur Verfügung stellte.

Magdalena Marx ermöglichte wesentlich die Gründung einer deutschen Gruppe der französischen ACAT, aus der schließlich 1984 die ACAT Deutschland hervorging.
Den Impuls zum Aufbau der ACAT hierzulande hatte eine Postkarte gegeben, mit der zur Freilassung von Nelson Mandela aus der Gefangenschaft aufgerufen wurde. Für Magdalena Marx war selbstverständlich, dass Christen zu solch einem Unrecht nicht schweigen durften: „Christinnen und Christen sind von ihrem Oster-Glauben her eigentlich die gerufenen Menschenrechtler. Sie bekennen sich ja zu einem zu Tode Gefolterten, der lebt!“
Sie erkannte in der Menschenrechtsarbeit von Anfang an eine spirituelle Dimension, zu der neben dem Einsatz für Gefangene auch das ökumenische Gebet für Opfer und Täter gehört.

Noch in ihrem hohen Alter hat Frau Marx Anteil an der ACAT-Arbeit genommen. Wenn sie in ihrem Archiv aus ihrer eigenen ehrenamtlichen Zeit Predigten, Gebete, Texte oder auch Bilder fand, hat sie diese mit liebevollen Grüßen an die heutigen Aktiven gesendet.

Wir danken Magdalena Marx für ihr unermessliches Engagement für die Menschenrechte, das über die ACAT hinausging. Auch sind wir dankbar für die herzlichen und inspirierenden Begegnungen mit ihr.
Frau Marx schöpfte Hoffnung aus einem Zitat des Jesuiten und Philosophen Teilhard de Chardin: „Wenn der Mensch endlich das Mittel gefunden haben wird, die gewaltigen Kräfte des Herzens zu kontrollieren und zu nutzen, wird das zum zweiten Mal in der Geschichte die Entdeckung des Feuers bedeuten.“

Diese auch von Magdalena Marx verinnerlichte Kraft, ihre Überzeugung und ihr Vertrauen in Gott werden für uns weiterhin Leitbild und Ermutigung sein.

Ihren Kindern und all ihren Angehörigen sprechen wir unsere tiefe Anteilnahme aus.

 

Beten wir für Magdalena Marx:

Lebendiger Gott, hilflos stehen wir dem Sterben unserer Lieben gegenüber, denn der Tod ist unabänderlich. Du aber hast uns deinen Sohn gesandt und ihn für uns alle dahingegeben.
Darum können uns weder Trübsal noch Bedrängnis, ja nicht einmal der Tod von deiner Liebe trennen. Erhalte uns in diesem Glauben und führe Magdalena zu neuem Leben.
Amen